Vorbemerkung

Bereits Anfang Dezember 1989, also unmittelbar nach der Öffnung der Berliner Mauer, erschien in Fritzlar der thüringi-sche Lehrer Roland Scharff aus Georgenthal südl. Gotha, der einen verwandtschaftlichen Kontakt mit einer hiesigen Bürgerin pflegte. Er hatte mehrere Jahrzehnte hindurch in seinem Wohnort intensiv (und wie unter den obwaltenden Umständen zu erwarten: erschwert) heimatkundliche Forschungen, auch im Rahmen einer jugendlichen Aktivisten-Gruppe an seiner Schule, betrieben und dort nicht nur ein kleines Museum gegründet sowie lange geleitet sondern sich auch umfangreiche Kenntnisse zum Frühmittelalter der Gegend erarbeitet. Als religiöser und vom Glauben an die Zu-verlässigkeit schriftlicher Quellen geprägter Mensch bewegte ihn besonders das Wirken des Hl. Bonifatius, dessen Mis-sion ja auch für den thüringischen Raum überliefert ist. Zufällig traf er zu diesem Zeitpunkt in Fritzlar drei Ausgräber des Büraberges an, und es entwickelte sich eine rege Diskussion über die Vergleichbarkeit sowohl der historischen wie auch archäologischen Situation beider Regionen, deren Erforschung so lange getrennt verlaufen war, obwohl es durch Prof. Dr. Walter Schlesinger, Universität Marburg, der ja auch aus Mitteldeutschland stammte, bereits gewisse Kontakte und entsprechende gelegentliche wissenschaftliche Kooperationen gegeben hatte. 
      In der Folgezeit kam es zu weiteren Besuchen und Gegenbesuchen, die zu neuen Erfahrungen und Kenntnissen führ-ten. Zwar erwies sich der tatsächliche Zusammenhang von Büraberg und der von Scharff ins Auge gefasste Situation als eher schemenhaft, immerhin besaß er aber interessante Informationen über einen Platz vor Ort, der in einem ursächli-chen Zusammenhang mit dem Entstehen der thüringischen Landesherrschaft im Mittelalter zu stehen schien: eine bis-lang weitgehend unbekannte Anlage, die unter Umständen durchaus als eine Art "Pfalz" wenigstens des 10. Jahrhunderts gesehen werden konnte. Da es aber der dortigen Heimatforschung bislang an der Kenntnis zum keramischen Fundmate-rial etwas mangelte, wurde der Autor, mit Einverständnis der Mitgräber, gebeten, die entsprechende Grenze zwischen Völkerwanderungszeit und evtl. "karolingischem" Frühmittelalter nach dem momentanen nordhessischen Wissensstand ein wenig zu materialisieren. Der Vortrag war in eine Tagung eingebunden, die vor allem die Forschungen zur frühmit-telalterlichen Regionalpolitik betrafen, in der man auch die Wurzeln später überlieferter Adelsgeschlechter und Herr-scherhäuser Thüringens vermutete. Angsichts der Forschungsschwerpunkte der vorausgegangenen 50jährigen Epoche (Nachkriegszeit und "DDR") kann diese Tagung durchaus als "Pionierleistung" in der Nachwendezeit angesehen werden. 

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