Vorbemerkung

Zu den beliebesten Szenen der nordhessischen Vorgeschichtsforschung gehört der Feldzug des Germanicus, des Groß-neffen des Kaisers Augustus, Vater des späterenen Kaiser Caligula und Großvaters des Kaisers Nero, im Jahre 14 (n. Chr.) gegen die Marser und Chatten, um die Niederlage des Feldherren Varus gegen den Germanenfürsten Arminiua 5 Jahre zuvor zu rächen. Der Übergang seinen Heeres über einen Fluß, der in den Annalen des römischen Historikers Cornelius Tacitus später "Adrana" genannt wird und die Zerstörung eines Hauptortes namens "Mattium", regte seit dem 16. Jahr-hundert nicht nur die Phantasie der Chronisten wie Wilhelm Dilich (1605) sondern auch der Historiker und dann Ar-chäologen an. Denn mit diesem Fluß vermutete man die Eder, den wichtigten nordhessischen Nebenfluß der Fulda. die Vermutungen steigerten sich im 19. und 20. Jahrhundert bis zur Gewissheit, weil es bedeutet hätte, daß man im undurch-sichtigen Germanien nun doch mindestens eine greifbare Lokalität belegen könnte. Bis in jüngste Zeit gibt es zahlreiche wissenschaftliche Erörterungen zu diesem Thema, aber auch seit über 100 Jahren konkrete Ausgrabungen, die bislang jedoch keine Beweise erhärteten. Daher stellt sich heute die Frage, ob mit der "Adrana" ("adranis" = griech. "träge"/lang-sam") wirklich die Eder gemeint gewesen sein kann, die ja bis in Neuzeit als wildes, nicht ungefährliches Gewässer galt. Der folgende Artikel, der sich auf eine Schrift des Casseler Heimatforschers Carl Heßler aus der Zeit um den 1. Welt-krieg stützt, belegt den Stand der damaligen Forschung. 
      Über den Autor Max Beck ist, abgesehen von einigen Beiträgen zur Regionalgeschichte, bislang sonst nicht bekannt. 

Aus: "Die Heimatwarte" Nr. NF. 01 vom 15. November 1949, S. 101

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