Sehr geehrte Redaktion!
Der Bericht über das Gebäude Am Hochzeitshaus 2-4 vom 29. April bedarf einiger wichtiger Korrekturen. Bei dem sog. „Schandfleck“ geht es nicht um eine ästhetische Nachlässigkeit des städtischen Bauamtes und die unangenehme Behinderung einer ersehnten Investition sondern um ein Objekt von höchster historischer Bedeutung, welche seinerzeit den Grund für die Beurteilung der Hessischen Baudenkmalpflege in Marburg (Frau Dr. Katharina Thiersch) bildete: Es handelt sich bei dieser Baulichkeit um eines der ältesten, wenn nicht das älteste in Fritzlar noch aufrecht stehende Fachwerkhaus.
Bei einer Begehung vor 20 Jahren mit dem Bauingenieur Wolfgang Hryčak, der mit seinem Bruder Peter bekanntlich das Haus der Michelsbruderschaft/Haus Clausius-Busch vor einer Generation exzellent restauriert hat, zeigten sich uns im Inneren überraschenderweise große Entfernungen zwischen den senkrechten Balken („Ständern“) der Konstruktion. Es gilt die Faustregel: je weiter diese Ständer ohne Streben auseinander stehen, umso älter ist der Bau! Es wäre daher nicht verwunderlich, wenn die genaueren Untersuchungen eine Errichtung im 15., vielleicht sogar schon im 14. Jahrhundert ergeben würden. 14C-Prüfungen und Dendrochronologie könnten das bestätigen. Der tonnengewölbte Steinkeller darunter bezeugt durch seine Form und Dimension evtl. eine sogar noch ältere Herkunft, da in unmittelbarer Nähe (unter dem heutigen Hochzeitshaus) bereits steinerne Wohntürme (6 x 6 m) aus dem späten 12. bis frühen 13. Jahrhundert wahrscheinlich sind.
Das ist der wirkliche Hintergrund der damaligen Entscheidung. Dem ehemaligen Eigentümer des Gebäudes gefiel das natürlich nicht; er riss damals alle Fenster und Luken in der Hoffnung auf, dass Wind und Wetter dem eigentlich stabilen Gebäude im Laufe der Jahre schon den Garaus machen würden, und eine „Ruine“ kann man ja irgendwann einmal abreißen. Das Haus spielte aber nicht mit, und außer den neuzeitlichen hölzernen Wandschindeln fiel nichts herunter oder zusammen. Wenn heutige Architekten und Ingenieure zu bequem oder nicht in der Lage sind mit so einem Objekt sach- und fachgerecht umzugehen, dann ist das sehr schade und einem historischen Ensemble wie der Innenstadt von Fritzlar nicht würdig. Falls sich die Entfernung nicht vermeiden lässt, sollt man es –nach einer gründlichen Untersuchung durch qualifizierte Bauforscher- nicht einfach zerstören sondern sorgfältig demontieren und im „Hessenpark“ in Neu-Ansbach wieder errichten.
Apropos „Schandfleck“: in unmittelbarer Nähe stört ein noch schlimmeres Beispiel die Augen der Einwohner und Besucher, da ist aber noch nie etwas Offizielles darüber geschrieben worden.
Mit freundlichem Gruß
Dr. Johann-Henrich Schotten! (Fritzlar)
P.S.: Bitte möglichst nicht kürzen!
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E-Mail: holzheim@aol.com und fritzlar-fuehrungen@gmx.de
Titeldesign: nach Kathrin Beckmann
Dank an Karl Burchart, Horst Euler, Marlies Heer, Klaus Leise. Wolfgang Schütz und Dr. Christian Wirkner für Hinweise und Tipps, Johannes de Lange für die Scan-Vorlagen
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